Kulinarisches Erbe Bayern e.V.

Mit der Jahreszeit leben und genießen

Ganzjährig einheimische Gartenfrüchte, exotisches Obst aus den entlegensten Regionen der Erde, Grundnahrungsmittel der ärmsten Völker zu Spitzenpreisen in deutschen Supermärkten - es scheint, als sind dem Genießen heutzutage keine Grenzen mehr aufgezeigt. In logistischer Hinsicht mag das stimmen: Wir leben – abgesehen von politisch motivierten Abschottungen – in einer Welt totaler Wirtschaftsverflechtungen. Ob ein grenzenloser Genuss auch in sozialer und und gesellschaftlicher Hinsicht seine Berechtigung hat, steht auf einem anderen Blatt. Ohne moralisieren zu wollen sollte schon die Frage erlaubt sein, ob der Konsument, namentlich der in den Wohlstandsländern, wirklich unbedingt in Konkurrenz treten muss zu jenen, die auf kargen Böden mit harter Arbeit gerade einmal das Nötigste zum Überleben erwirtschaften. Das mag jeder für sich selbst beantworten. Zumindest gibt es – wenn es um den Genussfaktor geht – Alternativen.  

Unsere heimischen Regionen halten eine Vielzahl unterschiedlicher Genüsse bereit. 19.000 landwirtschaftliche Betriebe und 460 Betriebe der Ernährungswirtschaft  erzeugen und verarbeiten aktuell in Bayern in 21 Produktkategorien unter dem
Regionalsiegel „Geprüfte Qualität Bayern“ hochwertige regionale Lebensmittel. Immerhin 78 der bayerischen Verbraucher kennen und schätzen dieses Angebot, das flächendeckend im bayerischen Einzelhandel vertrieben wird. Diese Lebensmittel werden nach klaren Regeln, unabhängigen Kontrollen und zusätzlichen staatlichen Systemkontrollen erzeugt und hergestellt. Phantastisch, was man daraus herstellen kann. Die vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geförderte Datenbank "Spezialitätenland Bayern"  (https://www.spezialitaetenland-bayern.de/) enthält mehr als 250 typisch bayerische Produkte und Speisen: Leberspätzlesuppe, Surhaxe, Chiemssee-Fischwürst, Bröselhafer, Scheiterhaufen, Maurerlaiberl und Schüsselkas aus Oberbayern; Pichelsteiner, Schwarzgeräuchertes, Donauzander, Erdäpfelkas und Schuchzen aus Niederbayern; Bauernseufzer, Regensburger, Saibling, Chamer Kampl und Blutwurz aus der Oberpfalz; Blaue Zipfel, Coburger Bratwurst, Fränkische rohe Klöße, Urrädla, Braada Kung, Bamberger Rauchbier, Braunbier und Kochkäs aus Oberfranken; Aischgründer Karpfen, Nürnberger Rostbratwürste, Hopfenspargel,  Dinkelsbühler Schneckennudeln und Hiffenmark aus Mittelfranken; Ostheimer Leberkäs, Rieweskuche, Rhönforelle, Adöpfeldätscher, Eierweck, Fränkischer Obstler und Silvaner aus Unterfranken sowie Saure Kutteln, Balzheimer, Kretzer, Schwäbische Spätzle, Allgäuer Sennalpkäse, Emmentaler, Rieser Bauerntorte und Butschelle aus Schwaben. Wer es etwas konkreter möchte, dem seien die 100 bayerischen Genussorte anempfohlen (https://www.100genussorte.bayern/).

Erklärtes Ziel des Vereins „Kulinarisches Erbe Bayern“ ist insbesondere, das traditionell arbeitende Ernährungshandwerk zu unterstützen und kulinarisches Brauchtum zu pflegen bzw. wiederzubeleben. In diesem Sinnen liegt ein Hauptaugenmerk auf seltene, lokal angepasste Haustierrassen, Getreide-, Obst- und Gemüsesorten sowie kostbare Rezepturen. Dabei erfolgt immer eine Orientierung an den lokalen Kulturlandschaften, Gepflogenheiten und Jahreszeiten. Ist es nicht so, dass man sich besonders auf die Dinge im Leben freut, die es nicht immer gibt, sondern die uns nur hin und wieder oder zu ganz bestimmten Terminen und Anlässen beglücken? Raritäten und Besonderheiten verleihen unserem Leben einen eigenen Wert, den man viel bewusster wahrnimmt als das Alltägliche. Genau das steht im Fokus unserer Arbeit.


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